Leserbrief: „Keine Lust, sich mit Kampfjets über den Köpfen zu arrangieren“
Leserbrief zum BZ-Bericht „Bundeswehr beruhigt Windradbetreiber“ vom 13. Dezember.
Ein Eurofighter der Luftwaffe bei einem Übungsflug am Luftwaffenstützpunkt Nörvenich. (zu dpa: „Bundeswehr bekommt 20 neue Kampfjets“) +++ dpa-Bildfunk +++picture alliance/dpa
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Nach dem „Vorbereiten auf einen Krieg“ (Sonderseite vom 10. Dezember) wird uns der Einsatz von Kriegsgerät nun nähergebracht mit dem Bild eines „Kampfjets... über Borken“ unter der Schlagzeile: „Bundeswehr beruhigt Windradbetreiber.“
„Wir werden uns irgendwie damit arrangieren müssen“ wird in einem Zwischentitel eine Borkener Hundehalterin zitiert. Wer genau ist „Wir“?: Windradbetreiber (können beruhigt sein), HundehalterInnen (werden sich damit arrangieren müssen), Aktionäre von Rüstungskonzernen- (profitieren ungemein an Hochrüstung) und eine Macht-Elite von maximal 4000 Personen in Deutschland (die möchten Machtelite bleiben laut Prof. Hartmann in: Die Zeit, 9. September)
Alle sind „Wir“? Die Konstruktion eines „Wir“ verschleiert unterschiedliche Interessen und vereinnahmt alle für die „Verteidigung unserer“ nationalen Sicherheit.
Woher – außer von nunmehr jahrelangen Behauptungen – kommt die ‚Bedrohungslage‘? Bei den Nachrichtendiensten ist man von der Prognose eines möglichen Angriffs Russlands aus Nato-Gebiet nicht begeistert, weil es heißt, konkrete Prognosen, insbesondere mit Verweis auf Jahreszahlen, seien in solchen Zusammenhängen grundsätzlich kaum seriös zu treffen (Tagesschau, 11. September).
Die Europäische Union hat dreimal so viele Einwohner wie Russland (143 Millionen), und ihre Wirtschaftsleistung beträgt mehr als das Siebenfache der russischen (zwei Billionen US-Dollar). Russlands Streitkräfte haben weder die Kapazität noch die Absicht, Europa zu erobern. Internationale Militärexperten, wie der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat oder der österreichische Politologe Gerhard Mangott zum Beispiel bezweifeln die russische Fähigkeit und Sinnhaftigkeit einer kriegerischen Eskalation durch einen Angriff auf Natomitglieder.
Ich will mich nicht „irgendwie damit arrangieren“, dass über unseren Köpfen Kampfjets Lärm, Luftverschmutzung und Angst verbreiten.
„Niemand hat das Recht zu gehorchen“, sagte die Philosophin Hannah Ahrendt.
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Ein Eurofighter der Luftwaffe bei einem Übungsflug am Luftwaffenstützpunkt Nörvenich. (zu dpa: „Bundeswehr bekommt 20 neue Kampfjets“) +++ dpa-Bildfunk +++picture alliance/dpa
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